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Kosmetika können Hormon-ähnliche Substanzen enthalten
Haarfarben, Sonnenschutzmittel, Duschgele … einige Produkte enthalten Chemikalien, die wie Hormone gebaut sind und daher auch wie Hormone wirken können. Bild: popcorner/Shutterstock.com

Kosmetika: Chemikalien, die wie Hormone wirken

, aktualisiert am

Haarfarben, Sonnenschutzmittel, Duschgele … einige Kosmetik-Produkte enthalten Chemikalien, die wie Hormone gebaut sind und daher auch wie Hormone wirken können. 

Was sind hormonell schädliche Chemikalien?

Hormonell schädliche Chemikalien sind körperfremde Stoffe. Sie ähneln körpereigenen Hormonen und können diese verstärken, aber auch blockieren. Meist sind sie nicht akut giftig; sie können jedoch wichtige Entwicklungsprozesse stören. Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende reagieren besonders empfindlich auf diese Schadstoffe. Viele dieser Chemikalien wirken - so wie echte Hormone – bereits in sehr geringen Mengen.

Zunahme von Krankheiten

Hormonell schädliche Stoffe werden unter anderem mit der weltweiten Zunahme folgender Probleme und Krankheiten in Zusammenhang gebracht:

  • Krebs: Durch Hormonstörungen ausgelöste Krebsarten wie Brust-, Prostata- und Schilddrüsenkrebs
  • Unfruchtbarkeit
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes)
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Entwicklungsstörungen des Nervensystems bei Kindern/ADHS

Unser täglicher Hormon-Cocktail

In unserem Alltag begegnen wir zigtausenden verschiedenen chemischen Stoffen. Sie stecken in Computern, Textilien, Lebensmitteln, Verpackungen oder Kosmetikprodukten. Und manche davon haben hormonschädigende Eigenschaften. 

Im folgenden Artikel ist ein Überblick dazu zu finden: Hormonell wirksame Substanzen - Unser täglicher Schadstoffcocktail | KONSUMENT.AT

Hormon-Chemikalien in Kosmetika

Laut Artikel 15 der EU-Kosmetikverordnung hätten spätestens mit 11. Januar 2015 der Umgang mit hormonaktiven Chemikalien überprüft und geeignete Maßnahmen gesetzt werden sollen. Ein erster Schritt dazu wurde aber erst im Mai 2019 unternommen: die Kommission hat eine Liste von 28 Stoffen mit potenziell hormonschädigender Wirkung veröffentlicht, für die Hälfte dieser Stoffe sieht sie eine höhere Priorität gegeben. Diese 28 Chemikalien sind eine Basis für die folgende Liste an hormonschädlichen Chemikalien. Eine weitere Grundlage für unsere Liste ist die Webseite Endocrine Disruptor List , die von 6 EU-Mitgliedsstaaten finanziert wird. Hier ist der aktuellen Status von Stoffen zu finden, die in der EU als hormonelle Schadstoffe identifiziert wurden oder auf eine solche Wirkung hin untersucht werden. 

Wir bewerten strenger

Der Wissenschaftlicher Ausschuss Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU hat in den letzten Jahre Meinungen zu bestimmten hormonschädlichen Chemikalien in Kosmetika herausgegeben, die Grundlage für die Kosmetikgesetzgebung sind. Meistens wird eine Konzentration angegeben, bis zu der der Einsatz als unproblematisch bewertet wird. 

Wir vom VKI sind in der Bewertung strenger als die Kosmetik-Verordnung. Wir sind der Meinung, dass auf Basis des derzeitigen Wissens hormonschädliche Chemikalien gar nicht in Kosmetika enthalten sein sollen. 

Geregelt, eingeschränkt, verboten

Einige dieser Chemikalien wurden bzw. werden in der Kosmetik-Verordnung in Zukunft folgendermaßen geregelt:

  • Isobutyl- und Isopropylparaben sind seit 2014 verboten.
  • Ein hormonell schädlicher UV-Filter, 3-Benzylidene Camphor, darf seit Februar 2016 nicht mehr als Kosmetikinhaltsstoff eingesetzt werden.
  • D4, D5, D6 sind ab 6. Juni 2027 in allen Kosmetika ab 0,1% verboten, zurzeit gilt das Verbot nur für abwaschbare Kosmetika. 

Lesen Sie auch: D4/D5/D6: Geschmeidige Oberfläche? Chemikalie soll verschwinden

  • Borsäure, das auch als hormonell schädlich bewertet wurde, ist aufgrund der fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften schon länger nicht mehr erlaubt.

Liste hormonell wirksamer Chemikalien in Kosmetika

Stoffname laut INCI (Internationale Nomenklatur der Kosmetikinhaltsstoffe)

Die Bezeichnung "Potassium" oder "Sodium" vor dem weiteren chemischen Namen unten bedeutet das Natrium- oder Kalium-Salz dieser Chemikalie. Die Bewertung als hormonell schädlich wird dadurch nicht beeinflusst.

  • (Potassium/Sodium) Methylparaben : Konservierungsstoffe (schützen die Kosmetikprodukte vor Schimmelpilzen und Bakterien), teilweise auch als antibakterielle Wirkstoffe  für die Haut eingesetzt.
  • (Potassium/Sodium) Ethylparaben: Konservierungsstoff
  • (Potassium/Sodium) Propylparaben: Konservierungsstoff
  • (Potassium/Sodium) Butylparaben: Konservierungsstoff
  • Salicylic acid: Konservierungsstoff
  • Triclocarban: Konservierungsstoff
  • Triclosan: Konservierungsstoff
  • BHT (butylated hydroxytoluene): Antioxidantien (verhindern den oxidativen Abbau von Kosmetik-Inhaltsstoffen)
  • Tert-butylhydroxyanisole/Butylated Hydroxyanisole/BHA*: Antioxidantium
  • Octocrylene: UV-Filter (schützen die Haut vor UV-Strahlung)
  • Homosalate: UV-Filter
  • Ethylhexyl methoxycinnamate(EHMC)/ Octylmethoxycinnamate (OMC)/Octinoxate*: UV-Filter
  • 4-Methylbenzylidene Camphor: UV-Filter
  • Benzophenone: UV-Absorber (schützen das Produkt vor UV-Strahlung)
  • Benzophenone-1/BP-1*: UV-Absorber
  • Benzophenone-2/BP-2*: UV-Absorber
  • Benzophenon-3: UV-Filter und UV-Absorber
  • Benzophenone-4/BP-4*: UV-Filter und UV-Absorber
  • Benzophenone-5/BP-5*: UV-Filter und UV-Absorber
  • Benzylsalicylat: Duftstoff
  • Butylphenyl methylpropianol/BMHCA (Lilial)*: Duftstoff
  • Cyclopentasiloxane/ Decamethylcyclopentasiloxane/D5*: feuchthaltend, haarpflegend, geschmeidig Effekt
  • Cyclomethicone* (D4, D5 and D6): feuchthaltend, haarpflegend, geschmeidig Effekt
  • Resorcin(ol): unterstützt die oxidative Haarfärbung
  • Triphenyl phosphate*: Weichmacher (z.B. in Nagellack)
  • Diethylphthalat: Vergällungsmittel in Duftstoffen

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