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VKI: Vom Aifryer bis zur Zahnseide – PFAS sind allgegenwärtig

Test: 65 von 229 Produkten mit „Ewigkeitschemikalien“ belastet – keine Pflicht zur Kennzeichnung

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat gemeinsam mit acht europäischen Verbraucherschutzorganisationen eine breite Palette an Konsumgütern auf PFAS überprüft. Der nun im Magazin KONSUMENT veröffentlichte internationale Gemeinschaftstest zeigt mit erschreckender Deutlichkeit auf, wie weit diese sogenannten „Ewigkeitschemikalien“ bereits in unseren Alltag eingedrungen sind – mit unabsehbaren Folgen für Gesundheit und Umwelt. Insgesamt wurden 229 Konsumgüter aus 16 Produktkategorien getestet, darunter Heimtextilien, Küchen- und Gesundheitsprodukte. In rund einem Drittel der Produkte wurden PFAS bzw. Hinweise darauf gefunden. Jedes fünfte getestete Produkt enthielt PFAS sogar in Mengen, die über den derzeitigen bzw. künftigen EU-Grenzwerten liegen. Alle Details der Untersuchung gibt es ab sofort online auf www.vki.at/PFAS-2025

Gefährlicher Cocktail

Wenig andere Chemikalien sind in den letzten Jahren so in Verruf geraten wie Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, kurz PFAS. Diese werden aufgrund ihrer schmutz- und wasserabweisenden Wirkung in Produkten eingesetzt; insgesamt gibt es zirka 15.000 verschiedene PFAS-Verbindungen. „Das Problem an PFAS ist, dass sie Kohlenstoff-Fluor-Bindungen enthalten“, erklärt VKI-Chemikalienexpertin Birgit Schiller. „Daher sind sie in der Umwelt kaum abbaubar, weshalb PFAS auch als ,Ewigkeitschemikalien‘ gelten. Man findet sie mittlerweile überall – im Boden, im Wasser und über die Nahrungskette gelangen sie zunehmend auch in den menschlichen Organismus.“ PFAS werden mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, etwa Leber- und Nierenschäden, Fortpflanzungsproblemen, Beeinträchtigungen des Immunsystems und bestimmten Krebsarten.

Von A-Z: Wo PFAS gefunden wurden

Insgesamt 229 Produkte aus 16 Produktkategorien wurden im Rahmen des internationalen Gemeinschaftsprojektes getestet. An der Untersuchung beteiligt waren – neben dem VKI – Verbraucherorganisationen aus Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen und Slowenien. Das Ergebnis:

  • 65 von 229 Produkten (ca. 30 Prozent) enthielten hohe Mengen organisches Fluor, in den meisten konnten wir spezifische PFAS nachweisen.
  • 48 von 229 Produkten (21 Prozent) enthielten PFAS in Mengen, die sogar über den derzeitigen bzw. künftigen – ab Jänner 2026 geltenden – EU-Grenzwerten liegen.

Fündig wurden die Tester:innen in beinahe allen Produktkategorien. Konkret wurden PFAS in Airfryern, Backpapier, Hautpflastern und Sporttapes, Textilimprägniersprays, Menstruationsunterwäsche, Muffin- und Cupcake-Formen, Popcorntüten, Zahnseide oder Armbändern für Fitness-Tracker gefunden. Auch Textilien sind betroffen: Von 59 untersuchten Textilproben enthielten 41 Prozent PFAS. Das traf insbesondere auf Tischdecken, Schürzen und Kissenbezüge zu. „Bedenklich ist auch, dass fast jedes fünfte Produkt, das mit Lebensmittel in Berührung kommt, PFAS enthielt“, betont Birgit Schiller. 

„Die Verbreitung von PFAS geht allerdings noch viel weiter. Aus früheren Untersuchungen wissen wir, dass die Chemikalien etwa auch in antihaftbeschichteten Bratpfannen, Outdoor-Kleidung, Kosmetika, Kinderwägen, Fahrradanhängern, Farben, Fahrradölen oder in Möbeln enthalten sein können“, so Birgit Schiller weiter. „Kurz und knapp: PFAS sind allgegenwärtig.“

Kennzeichnung dringend erforderlich

„Aus unserer Sicht wäre ein Verbot von PFAS dringend notwendig. Auch, weil die negativen Folgen für die Gesundheit und die Umwelt derzeit nicht annähernd abschätzbar sind“, plädiert Birgit Schiller. „Zumindest wäre aber eine verpflichtende Kennzeichnung von PFAS-haltigen Verbindungen nötig. Denn derzeit fehlen auf vielen Produkten derartige Angaben. Konsument:innen ist es daher nicht möglich, zu erkennen, ob diese schädlichen Verbindungen in alltäglich gebrauchten Gegenständen enthalten sind.“

Wer PFAS vermeiden möchte, sollte bei den Produktinformationen auf Begriffe wie PFC, PFTE, Fluorelastomer, Fluorkautschuk, Fluorpolymer oder Fluorkohlenstoff achten. Diese Materialien werden allesamt mit PFAS hergestellt. Bei Textilien sind Produkte mit Öko-Labels wie Öko-Tex 100 oder GOTS zu bevorzugen, da hier die Verwendung von PFAS im Allgemeinen nicht zugelassen ist. 

PFAS-Produkte im Alltag: Behalten oder entsorgen?

Das kommt auf das jeweilige Produkt an. PFAS stellen vor allem bei der Herstellung und Entsorgung ein Problem dar, da sie dabei in die Umwelt gelangen können. Während der Nutzungsdauer geht von vielen Produkten keine unmittelbare Gefahr aus – sie können verwendet werden, bis sie abgenutzt sind. Anders ist es bei bestimmten Konsumgütern, bei denen sich PFAS während der Verwendung lösen können. Dazu zählen insbesondere Lebensmittelkontaktmaterialien wie Butterbrotpapier, Backformen oder beschädigte beschichtete Pfannen sowie Verpackungen wie Backpapier, Papierjausensackerl oder Popcorntüten. Auf solche Produkte sollte möglichst verzichtet werden – ebenso auf Kosmetika oder Imprägniersprays, die PFAS enthalten.

SERVICE: Die ausführlichen Testergebnisse gibt es ab 24.04.2025 in der Zeitschrift KONSUMENT und auf www.vki.at/PFAS-2025.

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